UNSERE FORDERUNGEN
für 200.000 Beschäftigte und Lehrlinge
- Erhöhung der Löhne und Gehälter um 11,6 Prozent
- Auf Wunsch der Arbeitnehmer:innen – Teile der Erhöhung in Freizeit
- Leitere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche
- Bessere Einstufung für Lehrabsolvent:innen
Zu den Downloads & Materialien
LÖHNE DÜRFEN STARK STEIGEN!
Welche Inflationsrate für die Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst gilt und warum Lohnzurückhaltung nicht in Frage kommt.
Ist Lohnzurückhaltung angebracht?
Sicher nicht! Bis jetzt ist auch keine Zurückhaltung bei den Gewinnausschüttungen an Eigentümer und Aktionäre zu bemerken. Die Forderung nach Lohnzurückhaltung wird also unehrlich geführt. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA halten sich an den Fakten und werden bei der Lohn– und Gehaltsrunde über die wirtschaftlichen Erfolge der Vergangenheit reden. 2021 und 2022 waren absolute Rekordjahre, Hochkonjunktur für die Industrie mit hoher Auslastung und Produktion. Die Industrie ist auch weiterhin auf sehr hohem Niveau unterwegs. Zum Beispiel liegt laut Statistik Austria der produzierende Bereich in Summe um 24 Prozent über dem Juli 2019, als deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. Die Gewerkschaften fordern heuer 11,6 Prozent. Eine faire Forderung angesichts des Kaufkraftverlustes des letzten Jahres.
Welche Inflationsrate gilt?
Die für die Verhandlungen relevante durchschnittliche Inflationsrate der letzten zwölf Monate liegt heuer bei 9,6 Prozent. Die sogenannte rollierende Inflation muss weiterhin die Basis bei den Verhandlungen sein. Eine andere Indexierung zu verwenden, weil sie günstiger für die Arbeitgeber ist, lehnen PRO-GE und GPA ab. In der Metallindustrie ist der Betrachtungszeitraum mit September 2022 bis August 2023 definiert.
Heizen die Löhne die Preise an?
Nein. Die Löhne und Gehälter folgen den Preisen, denn die Inflation wird im Nachhinein abgegolten. Laut Nationalbank war die heimische Inflation 2022 zu 60 Prozent von den Gewinnen getrieben. Löhne und Gehälter haben deshalb einen viel kleineren Einfluss auf die Preissteigerungen.
Warum sind dauerhafte Lohn- und Gehaltserhöhungen wichtig?
Dauerhafte Erhöhungen stehen auch heuer im Fokus, da die Teuerung aus der Vergangenheit auch nicht rückabgewickelt wird, sondern bleibt. Allein die Mieten sind in den vergangen zwei Jahren um rund 25 Prozent gestiegen, Lebensmittel um 23 Prozent. Und die Lebenserhaltungskosten steigen weiter. Damit das Leben leistbar ist, braucht es nachhaltige Lohn- und Gehaltssteigerungen. Sie stärken die Kaufkraft und verhindern eine wirtschaftliche Abwärtsspirale.
Warum sind Einmalzahlungen nicht ausreichend?
Einmalzahlungen sind kein Ersatz für eine dauerhafte Erhöhung. Abhängig vom Alter und Erwerbsverlauf macht der Verlust über die Jahre mindestens 60.000 Euro aus. Das hat dann auch Auswirkungen auf die Pensionshöhe. Die Preissteigerungen für Energie, Sprit, Wohnen, Lebensmittel usw. summieren sich und eine Familie hat schnell mal rund 500 Euro im Monat mehr zu stemmen. Eine einmalige Inflationsabgeltung verpufft also in kurzer Zeit.
Was spricht gegen einen Abschluss auf mehrere Jahre?
Jährliche Kollektivvertragsverhandlungen haben sich bewährt. Es gibt keinen Grund, das erfolgreiche System zu ändern. Eine Ausdehnung der Abschlüsse auf zum Beispiel 24 Monate würde faire KV-Verhandlungen erschweren. Vielmehr müssen sich Sozialpartner in Zeiten rascher Veränderungen auch zeitnah austauschen.
Gefährden Lohnerhöhungen den Wirtschaftsstandort?
Lohndumping hat noch nie Arbeitsplätze gerettet oder Standortverlagerungen verhindert. Infrastruktur, Energiesicherheit, sozialer Frieden und die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Arbeitskräfte sind in Wahrheit die bedeutenden Standortfaktoren.
Ist auch Arbeitszeit ein Thema bei den KV-Verhandlungen?
Die Belastungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer steigen. Laut Statistik Austria wurde zwischen 2000 und 2009 eine Arbeitsstunde um 21 Prozent produktiver. Das bedeutet, dass ein/e Arbeitnehmer:in heute in einer Stunde wesentlich mehr Wert schafft als noch vor zwanzig Jahren. Darüber hinaus wird den Beschäftigten aufgrund des Fachkräftemangels mehr Leistung abverlangt. Erholungsphasen werden immer wichtiger, um bis zum Pensionsalter gesund zu bleiben. Bei den Lohnverhandlungen fordern die Gewerkschaften deshalb die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche. Kaum jemand arbeitet mehr 25 Jahre im selben Betrieb, daher habe nur wenige Beschäftigte die Chance auf 30 Urlaubstage. Wichtig ist auch die Wahlfreiheit zwischen Freizeit und Geld. Die Gewerkschaften fordern, dass die Arbeitnehmer:innen das Recht haben sollen, Teile der Lohn- und Gehaltserhöhungen in zusätzliche Freizeit wandeln zu können.
Was tun gegen den Fachkräftemangel?
Die Lehrausbildung muss wieder eine attraktive Option für junge Menschen werden. PR-Maßnahmen reichen dafür nicht, sondern auch im Lohn und Gehalt junger Fachkräfte muss sich widerspiegeln, dass sich ein Lehrabschluss lohnt. In der Metallindustrie sind derzeit rund 8.000 Lehrlinge beschäftigt, nach ihrem Abschluss sind sie bei der Einstufung ins Lohn- und Gehaltsschema gegenüber Absolvent:innen Berufsbildender Höherer Schulen (BHS) benachteiligt. Zurzeit beträgt der Einkommensunterschied in der Grundstufe 390 Euro brutto. Hier fordern die Gewerkschaften eine Angleichung, damit sich noch mehr Jugendliche für eine Lehrausbildung entscheiden.
Wird heuer gestreikt?
Zu streiken ist ein Grundrecht. Auch wenn Streiks ein legitimes und effizientes Mittel sind, so sollten sie doch das letzte Mittel bleiben. Es hat sich bewährt, dass die Sozialpartner zuerst eine Lösung am Verhandlungstisch suchen. Ob es heuer zu Streiks kommen wird, kann noch niemand sagen.
Warum hat der Metaller-Abschluss eine Signalwirkung für andere KV-Verhandlungen?
Die Kollektivvertragsverhandlungen für die verschiedenen Branchen finden gestaffelt statt. Der Abschluss für die 200.000 Beschäftigten der Metallindustrie gilt mit 1. November. Aber etwa 60 Prozent der österreichischen Kollektivertragsabschlüsse treten erst mit Jänner in Kraft. Der Abschluss der Metaller hat also für einen großen Teil der KV-Verhandlungen Signalwirkung.